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Molekulargenetik macht genomische Selektion gegen Hüftgelenksdysplasie möglich
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Die Hüftgelenksdysplasie HD gehört bei vielen Hunderassen zu den wichtigsten Skeletterkrankungen. Der Kopf des Oberschenkels liegt nicht richtig in der Gelenkpfanne der Hüfte (Inkongruenz) und die Bänder im Hüftgelenk sind locker. Die daraus resultierenden Deformationen führen zu schmerzhaften Arthrosen.
Ging man in früheren Vererbungsmodellen davon aus, dass sehr viele Gene an der Vererbung der HD beteiligt sind, wobei jedes einzelne Gen nur geringe Wirkung hat, gelang Prof. Dr. Otmar Distl vom Institut für Tierzucht an der Tierärztlichen Hochschule Hannover erstmals der Nachweis beim Deutschen Schäferhund, dass ein dominantes Hauptgen neben weiteren polygenen Komponenten für die HD verantwortlich ist.
Züchter haben gelegentlich erlebt, dass sich ein Wurf aufspaltet in HD-freie Tiere und leicht bis schwer belastete Tiere. Dieses Phänomen kann mit einem dominanten Hauptgen wesentlich besser erklärt werden als mit dem früheren Vererbungsmodell.
Das molekulargenetische Testverfahren beruht auf genetischen Markern und Referenzwerten, um aus diesen Markern einen genomischen Zuchtwert zu erstellen. Das Verfahren wurde spezifisch für den Deutschen Schäferhund entwickelt und ist bereits bei Welpen anwendbar. Dazu genügt eine kleine Blutprobe. Das Testverfahren ermöglicht günstige Verpaarungsplanungen und Vorhersage für die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von HD und stellt einen Quantensprung in der HD-Bekämpfung dar. Allerdings sind auch umweltbedingte Ursachen für den Ausprägungsgrad der HD verantwortlich.
Das neue molekulargenetische Verfahren hat den ganz großen Vorteil, dass eine Zuchtwertschätzung nicht auf Verwandteninformationen beruht, sondern die Erbanlagen des jeweiligen Hundes den genomischen Zuchtwert bestimmen.
Zur Zeit wird geprüft, inwieweit das Modell auf andere Hunderassen übertragbar ist. Dazu werden bei kleineren Populationen 200 – 300 Tiere benötigt, bei größeren Populationen 300 – 500 Tiere. Jeweils 50% der Hunde sollten HD-frei sein und 50% der Tiere leichte bis schwere HD aufweisen.
Quelle:
Molekulargenetische Aufklärung der Hüftgelenksdysplasie beim Deutschen Schäferhund
Prof. Dr. Otmar Distl, Dr. Kathrin Friederike Stock, Dr. Yvonne Marschall
Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
http://www.tierzucht-hannover.de/hd.html
Anmerkung: Die Eurasierpopulation hat über 80% gesunde Tiere mit HD – A/B.