Kurzgeschichten II
Wer erzieht hier wen?
Meine fast sieben jährige Amy kennt die Grundbegriffe der Hundeerziehung gut. Platz, Fuß oder auch Steh üben wir ab und an zur Auffrischung. Wenn wir dann wieder diese kleinen „Übungseinheiten“ trainieren, geht das bei mir auch viel über das allseits beliebte Leckerchen. Amy ist ein Leichtgewicht und verdient sich so zusätzlich noch etwas an Futter hinzu.
Amy liebt diese kleinen Spielchen, weil sie die Belohnungsbrocken mag. Sie schaut dann immer sehr aufmerksam, um ja nichts zu verpassen. Da die Leckerchen sehr schmackhaft sind, hat sich meine Kleine nun folgendes ausgedacht, damit sie auch genug davon abbekommt.
Ich spaziere also etwas verträumt daher und meine Amy bleibt unbemerkt stehen. Nach einigen Schritten sehe ich mich um und Amy steht starr wie eine Statue auf dem Wege. Gespitzte Ohren und ganz auf mich fixiert. Hallo Frauchen, wir üben gerade Steh und Komm. Dann soll ich sie rufen und Amy kommt auf mich zugelaufen, bleibt stehen und die runden braunen Augen fragen: Jetzt bekomme ich doch ein Leckerchen, weil ich das so gut gemacht habe. Und klar doch, Amy bekommt eine Belohnung. Im Stillen frage ich mich aber, wer hat jetzt wen erzogen?
© Anita Hose, 2009
Crockett? Wo bist du?
Ja zum Donnerwetter noch mal! – Hund, wo steckst du denn?
Ratlos stehe ich in dem Riesen-Korb und Rattanladen (Kaufhausgröße) und komme langsam ins Zweifeln, ob ich Crockett überhaupt mit hatte. Aber ich hatte ihn mit.
Als ich zum etlichsten Male durch die Gänge schlich, mir die verschiedensten Regale ansah und mich doch nicht entscheiden konnte, da fing er langsam an zu mosern. Also ließ ich ihn in Kassennähe „Platz“ machen mit dem Befehl „liegenbleiben“.
Während ich zwischen vier Regalen „schwebte“ (welches nimmst du denn nun?) gingen meine Blicke immer wieder zu ihm hin, - aber plötzlich war er nicht mehr da. Schreck-laß-nach!
In Windeseile die Halle längs durchkämmt – nichts – noch einmal das ganze quer – nichts! Noch einmal längs und hinter jedes Regal und Paravent geguckt – nichts! Verdeckst noch mal! Der Hund kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben? Und so klein und übersehbar ist er ja nun auch wieder nicht! Los runter in die Hocke und auf die Knie, um in Bodennähe besser zwischen Tisch- und Stuhlbeine schauen zu können. Nichts! Leise den Familienpfiff gepfiffen – nichts! Ich schaue entsetzt zur Ausgangstür ... der wird doch wohl nicht zufällig zwischen den automatischen Türöffner geraten sein? Nein, draußen scheint er auch nicht zu sein. Ich gehe etwas sehr ratlos bis in die Mitte des Riesenladens – was nun? Wo soll ich denn jetzt noch suchen? Die anderen Kunden sind auch nur mit ihren Korbmöbeln beschäftigt. Was jetzt? Ob ihn jemand mitgenommen ...? - .... mitgegangen? Ich kann’s kaum glauben!
Eine Verkäuferin rauscht an mir vorbei und fragt so leichthin: „Suchen Sie ihren Hund?“ „Jaaa!?“ Und im Weitergehen mir über die Schulter zurufend: „Der sitzt im Schaufenster! Zwischen den Körben!“